In den letzten Jahren hat Aktivkohlezahnpasta an Popularität gewonnen, da sie als natürliche Methode zur Zahnaufhellung und Entgiftung beworben wird. Doch wie wirksam und sicher ist diese schwarze Paste wirklich? Ein genauerer Blick auf wissenschaftliche Studien und Expertenmeinungen offenbart potenzielle Risiken und fragwürdige Vorteile.
Fragwürdige Wirksamkeit bei der Zahnaufhellung
Viele Verbraucher greifen in der Hoffnung auf ein strahlend weißes Lächeln zu Aktivkohlezahnpasta. Aktivkohle kann grundsätzlich wie ein Schwamm Bakterien und Schmutzpartikel an sich binden. Diesen Effekt wollen die Hersteller auch in der Zahnpasta nutzen. Laut Ansicht von Zahnmedizinern funktioniert dies bei Nutzung als Zahnpasta jedoch nicht, da die Kohle dann bereits mit den anderen Inhaltsstoffen der Zahnpasta gebunden und damit nicht mehr aufnahmefähig ist.
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es kaum fundierte Belege für die Wirksamkeit von Aktivkohle in der Zahnaufhellung. Eine im Journal of the American Dental Association veröffentlichte Studie aus dem Jahr 2017 kam zu dem Schluss, dass es keine ausreichenden klinischen Daten gibt, die die kosmetischen oder gesundheitlichen Vorteile von Aktivkohle in Zahnpflegeprodukten unterstützen – zumindest langfristig. Kurzfristig können die Zähne durch die abrasive Wirkung durchaus aufgehellt werden, da oberflächliche Verfärbungen im wahrsten Sinne des Wortes weggeschmirgelt werden.
Abrasion und Zahnschäden durch Aktivkohle
Studien, Zahnärzte und sogar Krankenkassen warnen ausdrücklich vor der abrasiven Wirkung von Aktivkohle auf den Zahnschmelz. Aktivkohle wirkt im Vergleich zu herkömmlicher Zahnpasta quasi wie Schmirgelpapier, die nicht nur Verunreinigungen entfernt, sondern nach und nach auch den Zahnschmelz abschmirgelt. Zahnschmelz ist die harte, natürliche Schutzschicht der Zähne. Ohne Zahnschmelz sind die Zähne weicher, extrem anfällig für Karies und temperatur- und säureempfindlich. Mit bisherigen Methoden kann einmal entfernter Zahnschmelz auch nicht mehr oder nur sehr aufwändig wieder aufgebaut werden.
Kariesrisiko durch Fluoridfreie Aktivkohlezahnpasta
Viele Aktivkohlezahnpasten enthalten kein Fluorid, ein Mineral, das nachweislich zur Kariesprävention beiträgt. Der Verzicht auf fluoridhaltige Zahnpasta kann das Risiko für Zahnkaries erhöhen, insbesondere wenn die Aktivkohlezahnpasta als alleiniges Zahnpflegeprodukt verwendet wird (s. Carey 2014). Aktivkohle ist daher kein geeigneter Ersatz für Fluorid.
Die bei Amazon beliebteste fluoridhaltige Aktivkohle-Zahnpasta ist Colgate Max White Charcoal Zahncreme. Auch die beliebte Vegane Aktivkohle Zahnpasta SuperBlack von happybrush enthält Fluorid. Wer dennoch auf Fluorid verzichten möchte, kann dies mit der Holzkohle-Zahnpasta von BIOMED oder einer etwas günstigeren, in China hergestellten Bambus-Kohlezahnpasta tun. Hinweis: Bei einem Kauf über einen der Links erhalten wir als Amazon-Partner eine Provision, die wir nutzen, um den Aufwand für diese Seite zumindest ein wenig zu refinanzieren.
Mögliche Verfärbungen und ästhetische Bedenken
Ironischerweise kann die regelmäßige Anwendung von Aktivkohlezahnpasta zu Verfärbungen führen. Aktivkohlepartikel können sich in Rissen und Spalten des Zahnschmelzes oder in restaurativen Materialien festsetzen, was zu grauen oder schwarzen Verfärbungen führt (Greenwall et al. 2019).
Fazit: Lieber auf Aktivkohlezahnpasta verzichten
Obwohl Aktivkohlezahnpasta als natürliche Alternative zu herkömmlichen Zahnpasten vermarktet wird, überwiegen die potenziellen Risiken die unbewiesenen Vorteile. Zahnärzte raten daher zur Vorsicht und empfehlen, vor der Verwendung solcher Produkte professionellen Rat einzuholen. Für eine effektive und sichere Zahnpflege bleiben fluoridhaltige Zahnpasten und regelmäßige zahnärztliche Kontrollen die bewährte Wahl.
Quellen:
- Brooks, J. K., Bashirelahi, N., & Reynolds, M. A. (2017). Charcoal and charcoal-based dentifrices: A literature review. Journal of the American Dental Association, 148(9), 661-670.
- Carey, C. M. (2014). Focus on fluorides: Update on the use of fluoride for the prevention of dental caries. Journal of Evidence-Based Dental Practice, 14, 95-102.
- Greenwall, L. H., Greenwall-Cohen, J., & Wilson, N. H. F. (2019). Charcoal-containing dentifrices. British Dental Journal, 226, 697-700.
- Intarak, N., & Chuenarrom, C. (2021). Abrasivity of charcoal-containing dentifrices on human enamel and dentin. Journal of Oral Science, 63(1), 65-68.
