Kind beim Zähneputzen

In den letzten Jahren ist das Thema fluoridfreie Zahnpasta für Kinder immer mehr in den Fokus gerückt. Viele Eltern stellen sich die Frage, ob sie die fluoridierte Zahnpasta durch eine fluoridfreie Alternative ersetzen sollten, um vermeintliche Risiken für die Gesundheit ihrer Kinder zu vermeiden. Aber was steckt eigentlich hinter dieser Diskussion? Ist fluoridfreie Zahnpasta für Kinder wirklich die bessere Wahl oder handelt es sich lediglich um eine Modeerscheinung?

Was ist Fluorid und warum wird es in Zahnpasta verwendet?

Fluorid ist ein Mineral, das in der Natur vorkommt und in vielen Bereichen der Zahnmedizin Verwendung findet. In Zahnpasta ist Fluorid vor allem dafür bekannt, Karies vorzubeugen, indem es den Zahnschmelz stärkt und widerstandsfähiger gegenüber Säuren macht. In einer Vielzahl wissenschaftlicher Studien wurde die Wirksamkeit von Fluorid zur Kariesprophylaxe eindeutig bestätigt. Laut einer Übersichtsarbeit der American Dental Association (ADA) reduziert Fluorid das Kariesrisiko um bis zu 25% (ADA 2018).

Fluoridfreie Zahnpasta für Kinder: Ein wachsendes Interesse

Trotz der nachgewiesenen Vorteile von Fluorid gibt es immer mehr Eltern, die sich für fluoridfreie Zahnpasta entscheiden. Besonders bei Kindern, die noch kleine Zähne haben und oft die Zahnpasta in großen Mengen verschlucken, befürchten viele Eltern eine potenzielle Überdosierung von Fluorid. In hohen Dosen kann Fluorid zu gesundheitlichen Problemen führen, wie zum Beispiel zu Fluorose (eine Störung der Zahnmineralisation). Warum diese Angst zumindest in Europa unbegründet ist und wie man das Risiko einer (medizinisch unbedenklichen) leichten Fluorose vermeiden kann, haben wir in einem eigenen Beitrag untersucht:

Tatsächlich ist nämlich die in Zahnpasta enthaltene Fluoridmengen in der Regel unbedenklich. Auch bei kleinen Kindern, die dazu neigen, größere Mengen Zahnpasta zu verschlucken, stellt die benutzte Menge keinen statistisch messbaren Risikofaktor dar. Dennoch bevorzugen viele Eltern aus Unwissenheit fluoridfreie Zahnpasta, um das Risiko einer ungewollten Fluoridaufnahme zu minimieren.

Fluoridfreie Zahnpasta: Ist sie genauso wirksam gegen Karies?

Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von fluoridfreier Zahnpasta sind begrenzt und oft lückenhaft. Zum Beispiel fanden Forschungen heraus, dass Zahnpasten, die alternative Inhaltsstoffe wie Xylitol (ein pflanzlicher Zuckeralkohol) oder Kalziumphosphat enthalten, eine gewisse Schutzwirkung gegen Karies bieten können (3).

Eine umfassende Studie von Schulte et al. (2014) untersuchte die Wirksamkeit von fluoridfreier Zahnpasta mit Xylitol bei Kindern. Die Ergebnisse zeigten, dass diese Zahnpasta das Risiko von Karies tatsächlich verringern konnte, wenn sie regelmäßig angewendet wurde. Jedoch war der Karies-Schutz deutlich niedriger als bei fluoridhaltigen Produkten. Fluoridfreie Zahnpasta kann also zwar eine gewisse Unterstützung bei der Mundgesundheit bieten, bietet aber nicht den gleichen Schutz wie fluoridhaltige Zahnpasta.

Ein anderer Inhaltsstoff, der zunehmend in fluoridfreien Zahnpasten verwendet wird, ist Hydroxyapatit, ein natürlich vorkommendes Mineral, das dem Zahnschmelz hilft, sich zu remineralisieren. Wissenschaftliche Belege dafür fehlen jedoch, vermeintliche Studien sind laut einer Untersuchung von medizin-transparent.at so ungenügend, dass sie keinerlei wissenschaftlichen Nachweis für die Wirksamkeit liefern können.

Wann sollten Kinder fluoridfreie Zahnpasta nutzen?

Grundsätzlich ist die Empfehlung von Zahnärzten und Wissenschaftlern also klar: Auch Kinder sollten unbedingt fluoridhaltige Zahnpasta nutzen, da diese den einzigen wirklich wirksamen Schutz vor Karies bietet.

Es gibt jedoch eine Ausnahme: Wenn Kinder zusätzlich Fluoridtabletten einnehmen, sollten sie nicht auch noch fluoridhaltige Zahnpasta nutzen, um das Risiko einer Fluorose zu verringern. Fluorose kann auftreten, wenn Kinder in jungen Jahren zu viel Fluorid aufnehmen, insbesondere während der Zahnentwicklung.  Studien haben ergeben, dass Fluoridtabletten für zwei Drittel aller Fluorosefälle verantwortlich sind.

Die Einnahme von Fluoridtabletten ist dennoch sinnvoll, allerdings nur bei Babys vor dem Durchbruch der ersten Zähne. Danach sollte die Einnahme von Fluoridtabletten eingestellt und auf fluoridhaltige Zahnpasta umgestellt werden. Wer dennoch – aus welchem Grund auch immer – die Tabletten weiter geben sollte, sollte nicht auch noch zusätzlich fluoridhaltige Zahnpasta verwenden, sondern lieber ein fluoridfreies Produkt verwenden. Eine von Konsumenten gut bewertete fluoridfreie Zahnpasta ist zum Beispiel die Zahncreme Kids Fluoridfrei von Lavera.

Welche Zahnpasta für Kinder?

Elmex Kinderzahnpasta enthält eine kindsgerecht angepasste Menge Fluorid. (Bildquelle: elmex).

Elmex Kinderzahnpasta enthält eine kindsgerecht angepasste Menge Fluorid. (Bildquelle: elmex).Um Fluoridose zu vermeiden, enthalten Kinderzahnpasten in Deutschland meist einen reduzierten Fluoridgehalt von 500 ppm. Zudem wird Eltern empfohlen, nur eine erbsengroße Menge Zahnpasta zu verwenden und das Zähneputzen ihrer Kinder zu überwachen. Selbst wenn Zahnpasta dann verschluckt wird, ist die Menge unbedenklich und das Risiko einer Überdosierung fast nicht mehr vorhanden.Eine sowohl von Stiftung Warentest als auch von Zahnärzten und Konsumenten (letztere via Amazon-Bewertungen) sehr gut bewertete Kinderzahnpasta ist die Kinderzahnpasta von elmex, die es extra in drei verschiedenen Varianten gibt:

Diese Zahnpasta verwenden wir auch für unsere eigenen Kinder, mit super Ergebnissen. Wir haben, der Empfehlung unseres Zahnarztes folgend, jedoch direkt mit der Kinderzahnpasta für 2-6 Jahre angefangen, da in der Babyzahnpasta die Fluoridmenge zu gering ist, um wirkungsvoll zu schützen. Hinweis: Bei einem Kauf über einen der vorherigen Links erhalten wir von Amazon eine Provision, die wir nutzen, um den Aufwand für diese Seite zumindest ein wenig zur refinanzieren.

Fazit: Fluoridfreie Zahnpasta für Kinder – sinnvoll oder unnötig?

Wissenschaftliche Studien unterstützen die Wirksamkeit von Fluorid bei der Kariesvorsorge, während fluoridfreie Zahnpasten nur in Einzelfällen als gleichwertige Alternative angesehen werden können. Daher ist die Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta auch für Kinder sinnvoll. Lediglich, wenn über sonstige Mittel wie z.B. Tabletten bereits Fluorid aufgenommen wird, sollte auf eine fluoridfreie Zahnpasta umgestellt werden. Sinnvoller ist es jedoch, die Einnahme der Tabletten einzustellen und fluoridhaltige Zahnpasta zu benutzen.

Quellen:

  1. American Dental Association. (2018). Fluoride: Nature’s cavity fighter. ADA.
  2. WHO. (2006). Fluoride in drinking-water. World Health Organization.
  3. Schulte, A.G., et al. (2014). Xylitol-containing toothpaste and its effect on the prevention of dental caries in children. Clinical Oral Investigations.
  4. American Academy of Pediatrics. (2017). Fluoride use in pediatric dental care. Pediatrics.

Von admin

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