In letzter Zeit sorgt Fluorid im Trinkwasser wieder für Schlagzeilen – vor allem seit Robert F. Kennedy Jr., ein bekannter Kritiker von Fluorid, zum US-Gesundheitsminister ernannt wurde. Kurz darauf veröffentlichte das Weiße Haus eine offizielle Stellungnahme, in der es gängige Kritikpunkte wiederholte und Kennedy verteidigte – dabei jedoch die wissenschaftlich belegten Vorteile von Fluorid komplett ignorierte.
In Kanada zeigt ein reales Beispiel, warum Fluoridierung sinnvoll sein kann: Die Stadt Calgary hatte die Fluoridierung über Jahre hinweg gestoppt – mit dem Ergebnis, dass deutlich mehr Kinder unter Karies litten. Die Stadtverwaltung entschied sich daher, Fluorid wieder ins Trinkwasser einzuleiten.
Was stimmt also? Ist fluoridiertes Wasser heute noch sinnvoll? Und wenn das Leitungswasser bereits Fluorid enthält – braucht man dann überhaupt noch fluoridhaltige Zahnpasta? Wir klären auf.
Was ist Trinkwasser-Fluoridierung?
Trinkwasser-Fluoridierung bedeutet, den natürlich vorhandenen Fluoridgehalt im Leitungswasser auf ein optimales Niveau zur Kariesprävention anzuheben. In den USA empfiehlt der U.S. Public Health Service einen Wert von 0,7 mg/L (Quelle). In Deutschland wird Fluorid hauptsächlich über Zahnpasta und Speisesalz zugeführt, nicht über Trinkwasser.
Die Vorteile der Wasserfluoridierung
1. Nachgewiesene Kariesreduktion
Viele Studien bestätigen, dass fluoridiertes Wasser das Auftreten von Karies deutlich senkt:
- Eine Cochrane-Analyse von 2015 fand eine Reduktion von Karies um bis zu 35 % bei Milchzähnen und 26 % bei bleibenden Zähnen.
- Die CDC bezeichnet Fluoridierung als eine der zehn größten Errungenschaften der öffentlichen Gesundheit des 20. Jahrhunderts.
2. Kostenersparnis
Laut einer Studie in Health Affairs spart jeder investierte Dollar in die Wasserfluoridierung etwa 38 Dollar an Zahnarztkosten.
3. Soziale Ausgleichsfunktion
Fluoridiertes Wasser erreicht auch Menschen, die keinen Zugang zu fluoridhaltiger Zahnpasta oder regelmäßiger Zahnpflege haben. Dadurch wirkt es als Instrument für mehr soziale Gerechtigkeit in der Mundgesundheit.
Mögliche Risiken der Fluoridierung
1. Risiko für Dentalfluorose
Ein zu hoher Fluoridkonsum während der Zahnentwicklung kann zu Dentalfluorose führen. Dabei entstehen weiße Flecken auf den Zähnen. Studien zeigen aber: Bei der in Europa und den USA empfohlenen Fluoridmenge ist das Risiko sehr gering. Größere Risiken bestehen eher durch die Überdosierung mit Fluoridtabletten.
2. Geringerer Nutzen in Industrieländern mit hoher Zahnpflege
In Ländern wie Deutschland oder Schweden wird kein Fluorid dem Trinkwasser zugesetzt, trotzdem sind die Kariesraten niedrig. Warum? Weil fast alle Menschen dort fluoridhaltige Zahnpasta verwenden und viele Haushalte auch Fluoridsalz zum Kochen nutzen.
3. Ethische Debatte
Einige Kritiker sehen in der Fluoridierung eine Form von „Zwangsmedikation“, da sie ohne individuelle Zustimmung erfolgt. Dieser ethische Aspekt wird in Europa deutlich kritischer diskutiert als in den USA.
Was sagen führende Gesundheitsbehörden?
Fluorid im Trinkwasser wird zwar kontrovers diskutiert – doch nationale wie internationale Gesundheitsorganisationen befürworten die Maßnahme, sofern sie in empfohlenen Mengen erfolgt:
- Weltgesundheitsorganisation (WHO): Befürwortet Fluoridierung als sichere und effektive Methode zur Kariesprävention.
- Bundeszahnärztekammer (BZÄK): Empfiehlt Fluoridanwendung über Zahnpasta und/oder Speisesalz. Die Kombination mit fluoridiertem Trinkwasser wird für Risikogruppen diskutiert. Quelle: BZÄK Fluorid-Prophylaxe
- Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA): Hält Fluorid bis 0,05 mg/kg Körpergewicht pro Tag für gesundheitlich unbedenklich.

Macht Fluorid dumm?
Diese Frage taucht immer wieder auf. Einige Studien aus China oder Indien zeigen einen Zusammenhang zwischen hohen natürlichen Fluoridwerten und niedrigeren IQ-Werten bei Kindern. Doch diese Studien wurden in Regionen mit schlechter Wasserqualität und großen sozioökonomischen Problemen durchgeführt – viele Fachleute halten die Schlussfolgerungen daher für fragwürdig.
Eine kanadische Studie von 2019 lieferte neue Diskussionen, wurde aber ebenfalls wegen methodischer Schwächen kritisiert. Die American Dental Association und zahlreiche Experten bewerteten sie als nicht belastbar.
Was für das Gehirn wirklich gefährlich ist: Schlechte Zahngesundheit
Während es kaum Belege gibt, dass Fluorid schadet, gibt es viele Studien über die negativen Folgen schlechter Zahngesundheit für das Gehirn. Entzündungen durch Zahnfleischentzündungen können die Hirnfunktion beeinträchtigen. Fehlende Zähne können Nährstoffaufnahme und sensorische Rückmeldung stören. Studien zeigen außerdem einen Zusammenhang zwischen Zahngesundheit und Gedächtnisleistung.
Sollte ich trotzdem fluoridhaltige Zahnpasta benutzen?
Ja. Fluoridzahnpasta wirkt direkt am Zahn und ist besonders effektiv, um Karies vorzubeugen. Laut der BZÄK und der ADA sollte sie mindestens zweimal täglich verwendet werden – auch wenn das Wasser bereits fluoridiert ist. Die in Deutschland auf Amazon am häufigsten gekaufte und mit am besten bewertetste Zahnpasta mit Fluorid ist die Odol-med3 Original für nur 1,29€ (aktuell mit Rabatt nur 0,99€) (Disclaimer: Affiliate-Link zu Amazon).
Fazit: Macht Fluoridierung Sinn?
In Ländern mit schlechter Zahnarztversorgung kann Fluoridierung große Vorteile bringen. In Ländern mit flächendeckender Zahnpflege ist der Nutzen geringer, aber immer noch vorhanden. Wichtig ist: Fluorid bleibt ein sicheres und wirksames Mittel zur Kariesvorbeugung – vorausgesetzt, es wird richtig dosiert.
Quellen:
- Cochrane Review (2015)
- Green et al., JAMA Pediatrics (2019)
- Griffin et al., Health Affairs (2016)
- BZÄK: Fluoridprophylaxe
- Kariesprophylaxe.de: Fluoridsalz
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